Warum es uns nach Kambodscha verschlagen hat? Ganz einfach, wir waren noch nicht dort. Außerdem bietet es sich als ‚easy-going‘-Anschlussprogramm für Sumatra an, da Siem Reap über Singapur einfach zu erreichen ist. Wir sind übrigens der Meinung, dass man nie zweimal an denselben Ort reisen sollte. Das Gefühl, Neuland zu betreten ist einfach genial. Man traut seinen Augen nicht und ist überwältigt von der Schönheit dieses Fleckchen Erde. Großes Staunen und Bewundern. Man ist angekommen im Moment … ein paradiesischer Zustand! Natürlich ist die Versuchung groß, diesen Augenblick zu wiederholen. Doch leider klappt das meist nicht so richtig. Beim zweiten Mal kann man nur verlieren. Für uns ein guter Grund, immer wieder neue Urlaubsziele ausfindig zu machen.
Inhaltsverzeichnis
Im Reich der Khmer
Angkor Wat ist gleichzeitig die Bezeichnung für die ‚Tempelanlagen-Stadt‘, dem Machtzentrum des einstigen Khmer-Reiches, und Name für einen der Haupttempel. Insgesamt gibt es 72 Heiligtümer auf ungefähr 400 Quadratkilometern Regenwald verteilt. Zur kurzen geschichtlichen Verortung: die ältesten Anlagen wurden im 12. Jahrhundert zu Ehren der hinduistischen Gottheit Vishnu errichtet. Im 13. Jhdt. erfolgte die Umwandlung in Kultstätten des Theravada-Buddhismus. Im 16 Jhdt. verfielen die meisten Tempel. Der Urwald hat sie verschluckt, bis sie im 19. Jahrhundert von europäischen Forscher und im 20. Jahrhundert von Touristen aus allen Weltteilen wiederentdeckt wurden.
Sehr beeindruckend sind die meisterhaften, für die damalige Zeit spektakulären Bauleistungen und Steinmetzfertigkeiten. Einen besonderen Reiz üben die sogenannten ‚Apsaras’ aus. Das sind detailreiche Reliefdarstellungen tanzender, halb menschlicher, halb göttlicher Frauen an den Tempelwänden. Die ‚Apsaras‘ sind im Buddhismus ein Verweis darauf, dass alle weltlichen Genüsse vergänglich sind. Im Hinduismus sollen sie die Götter auf die Probe stellen, die spirituell Suchenden verführen und von ihrem Weg abbringen.
Unser Rezept für eine gelungene Tempelerkundung
Die Tempelanlagen im Archäologischen Park Angkor sind ein Must-Do bei einem Aufenthalt in Kambodscha. Was wir jedoch auf unserer Reise gelernt haben:
- Meide die 3 Hauptattraktionen: Angkor Wat, Bayon und Ta Phrom – sie sind heillos überlaufen und halten nicht, was sie als Weltkulturerbe versprechen. Bei uns wurden eher Erinnerungen an Disneyland geweckt.
- Erkunde das Areal mit einem Tuk-Tuk und genieße es, wenn die Motorrikscha durch die romantischen Straßen knattert. Man bewegt sich mit angenehmer Reisegeschwindigkeit fort, ist hautnah am Geschehen und profitiert vom angenehm kühlenden Fahrtwind. Wir lieben das! Wähle den Fahrer nach Sympathie und nicht vorrangig nach dem Preis aus. Natürlich ist Letzterer im Vorhinein auszuhandeln.
- „Man muss der Zeit Zeit geben“, diese Zitat von Helge Timmerberg sollte unbedingt berücksichtigt werden. Ein leerlaufoptimiertes Abklappern einer ‚Things to Do in Siem Reap‘ – Liste ist vergeudete Lebenszeit. Nimm’ Dir für deine Entdeckungstour durch Angkor ausreichend Zeit und mache Dich auf die Suche nach Deinem Lieblingstempel abseits der touristischen Trampelpfade. Zugegeben, sie sind etwas versteckt, aber es gibt sie in Hülle und Fülle. Und am Weg dazwischen kannst Du ein wunderschönes, ländliches Kambodscha kennenlernen. Ganz ohne Sightseeing-Urlaubermassen, denn die haben ja keine Zeit.
- Besuche die Tempelanlagen kurz nach der Regenzeit, dann präsentiert sich die Landschaft in üppigster Pracht und es sind generell weniger Leute unterwegs.
- Buche ein Hotel außerhalb des Stadtzentrums. Ein Tag in Angkor ist anstrengend und man kommt ordentlich ins Schwitzen. Da ist es angenehm, wenn man am Abend im Hotel entspannen und in einen Pool hüpfen kann.
Touristenmetropole Siem Reap
Das Zentrum von Siem Reap erinnert an den Ballermann einer bekannten Partyinsel. In der Pub-Street – nomen est omen – geht’s sogar am Tag ordentlich rund. Eine Bar neben der anderen, Happy Hour bereits am Vormittag, laute Musik, Fastfood und ein unglaubliches Gedränge. Regeneration und Erholung findet man in einem der unzähligen Massagesalons. Wir probieren den ‚Massage #5‘ in einem Sichtbetonbau mit coolem Interieur. Durch den wohltuenden Druck an den Fußsohle lösen sich die Strapazen der Tempeltour augenblicklich in Luft auf. Besser kann man 4 Dollar nicht investieren. Wer’s mag, kann sich auch von Fischen in einem überdimensionalen Aquarium pediküren lassen.
Absolut sehenswert ist der unmittelbar an die Pub-Street angrenzende ‚Old Market‘. Hier findet man vor allem einkaufende und essende Einheimische. Touristen sind hier die Ausnahme, die bleiben bereits bei den Souvenirhändlern am Eingang hängen.
Der charismatische Tuk-Tuk-Driver Chanra Chhoy
Wie ihr bereits wisst, lassen wir keine Gelegenheit aus, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. In Siem Reap begleitet uns der Tuk-Tuk-Driver Chanra Chhoy für mehrere Tage. Mit viel Einfühlungsvermögen und Charme gelingt es ihm, ‚unsere’ Lieblingsplätze in und um Angkor Wat ausfindig zu machen. Dabei haben wir ihn etwas näher kennengelernt.
Ganz stolz weist er mit den Worten „My name is Chanra Chhoy or Chholy Chanra“ darauf hin, dass er 2 Namen hat. Der eine Western Style, der andere Khmer Style. Na, das ist ja interessant. Je nachdem, ob er mit Touristen oder ‚Locals‘ unterwegs ist, ändert er quasi seine Identität.
Auf unsere Frage, ob wir ihn für unseren Blog fotografieren dürfen, reagiert er zuerst überrascht. Dann posiert der 34jährige Buddhist allerdings mit viel Begeisterung vor seinem Tuk-Tuk, das er sein Eigen nennen darf.
„I am married since 2007 and I am the father of twin girls. I was born in Battambang and I came to Siem Reap for earning money“, verrät er uns in einem persönlichen Gespräch. Mit viel Selbstbewusstsein erzählt er davon, dass er 2 Jobs hat. Während des Tages unterrichtet er als Englischlehrer an einer Volksschule und am Abend bzw. in den Ferien fährt er mit seiner Motorrikscha Touristen, Expats oder Landsleute durch die Straßen von Siem Reap und natürlich zu den Tempelanlagen von Angkor Wat. Der sympathische Kambodschaner hat ein großes Ziel: er möchte seinen Doktor für Englische Literatur machen und wenn’s gut läuft Literaturprofessor an der Uni werden. Chanra ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit und legt großen Wert auf Bildung. Seine größte Herausforderung momentan ist, den Job, sein Studium und die Familie unter einen Hut zu bekommen. Kommt uns irgendwie bekannt vor … die Mehrfachbelastung scheint ein globales Phänomen zu sein.
Im Laufe des Gesprächs kommt Chanra ins Philosophieren und offenbart uns sein Lebenscredo: „I don’t want to be a slave of money, I want to be a boss of the money.“
Natürlich haben wir versprochen, ihn als Tuk-Tuk-Driver weiterzuempfehlen …
Chanra Chhoy Transportation, Siem Reap
(855) 92 986 900 oder (855) 98 909 531
Unsere beiden Lieblingstempel
Für alle, die eine Reise nach Kambodscha planen, verraten wir unsere Favoriten: TA NEI und TA SOM. Diese kleinen buddhistischen Tempelanlagen liegen versteckt im wild wuchernden Dschungel und sind äußerst fotogen. Sie haben Charme und verzaubern ihre Besucher mit moosbewachsenen Mauern und in Stein gemeisselten Statuen. Gewaltige Wurzeln von Würgefeigen umklammern Wände und verträumte Nischen laden zum Verweilen ein. Farbenprächtige Libellen tanzen im Sonnenlicht. Die Anlagen strahlen eine ruhige und friedliche Atmosphäre aus. So mögen wir das.
Der besondere Reiz dieser versteckten kleineren Anlagen liegt auch darin, dass man teilweise über das eingestürzte Mauerwerk klettern und geduckt durch höhlenartige Galerien kraxeln muss. Unweigerlich fühlt man sich in Abenteuerszenen der India-Jones-Filme hineinversetzt, in spannender Erwartung Henry Ford hinter dem nächsten Steinblock anzutreffen. Ungeachtet fiktiver Disney-Archäologiewelten dürfen wir in unseren Lieblingstempeln magische Momente erleben, die uns bestimmt noch länger in Erinnerung bleiben werden.
Die vielen Gesichter Ankors
Ob man Angkor Wat wirklich für einen Must-See-Ort hält oder nicht, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Anyway, die märchenhafte Stimmung geht an keinem spurlos vorüber. Um unsere eingangs gestellte Frage zu beantworten: wir sind er Meinung, Angkor ist beides, kommerzielles Disneyland und mystisches Wunderland … es kommt ganz darauf an, wie man sich ihm nähert und vor allem welche Plätze man aufsucht.
Das traumhafte Phum Baitang inmitten grüner Reisfelder
Viel erlebt, viel gesehen, viel entdeckt … zwischendurch steht uns der Sinn nach Hedonismus und Müßiggang. Im Phum Baitang werden wir fündig. Schon nach einem Tag Faulenzen verspüren wir eine wunderbare Entspannung. Es beschäftigen uns nur elementare Fragen wie:
- Mittagsschläfchen im mondänen Pool-Cabana in Rückenlage oder doch lieber in Seitenlage?
- Passt die Lautstärke unseres Lieblingssongs ‚Universal Traveler’ oder doch ein wenig leiser?
- Ist das köstliche Kokossorbet oder das gesunde Misosüppchen mit Lachs in Teriyaki-Sauce der kulinarische Höhepunkt des Tages?
Während dem Weiterlesen kannst du den Song als Geräuschkulisse im Hintergrund laufen lassen!
Die Reisefelder am westlichen Stadtrand finden ihre Entsprechung in großzügig angelegten Reisterrassen mitten in der Hotelanlage. In mehreren Feldern wird der gesamte Bearbeitungszyklus vom Pflügen über das Ausbringen der Setzlinge bis zur Ernte gezeigt. Die Gärtner des Hotels sind täglich bei der Feldarbeit zu beobachten. Dazwischen weidende Wasserbüffel auf zartgrün-üppigen Zitronengraswiesen.
Die 45 geräumigen Stelzenvillen sind in kleinen Gruppen verteilt, was den Dorfcharakter unterstreicht. Wir genießen die ohrenschmeichelnde Stille auf der komfortablen, leinenbezogenen Couchlandschaft unserer Veranda. Im modern interpretierten Landhausstil der Einrichtung findet man einen Bezug zur kolonialen Geschichte Kambodschas. Reduziert, klar, erdig und doch zugleich luftig. Zur Erkundung des weitläufigen Areals leiht man sich am besten ein Fahrrad aus.
Bei einem späten, ausgedehnten Frühstück zelebrieren wir den den Luxus, länger an einem Ort bleiben zu können. Nach dem Grundsatz „weniger ist oft mehr“ haben wir Mut zur Lücke, machen zwischendurch Pause und lassen bewusst Besichtigungshighlights aus. Eine kühle Brise quirlt vom Deckenventilator herüber. Sphärische Klänge begleiten den diskret aufmerksamen Service.
Ein schlichtes Buffet erfreut das Gourmetherz, außergewöhnliche Frühstücksvorlieben werden On Demand zubereitet: Khmer Nudelsuppe, Egg Benedict oder veganer Pancake. In die tiefen Polster der Rattansesseln versunken erfreuen wir uns am malerischen Ausblick auf die hoteleigenen Reisfelder. Eigentlich können wir uns gar nicht vorstellen, übermorgen wieder im Büro zu sitzen.
Weitere Geschichten aus Kambodscha gibt es hier zu lesen:
Landpartie mit der Motorrikscha
Das professionelle Exotikmanagement der Reisebranche
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Autoren: Marlies und Josef
6 Comments
Toller Bericht und wunderbare Fotos! Einfach super. hg Judith
Liebe Judith! Es freut uns sehr, dass du eine begeisterte Leserin unserer Artikel bist. Kambodscha bietet so viele schöne Fotomotive. Die Speicherkarten waren jeden Tag voll. Liebe Grüße Marlies
Alles sehr kurzweilig beschrieben, angenehm zu lesen 😉 Danke für die Tipps, sowohl für die Hotelempfehlung als auch den Rischka-Fahrer, ich bin immer froh, mich auf die guten Erfahrungen anderer Menschen verlassen zu können. Und in einem gebe ich Dir vollkommen Recht: Nichts geht über das erste Mal an einem neuen Ort. So erging es mir mit vielen Orten, die ich besucht habe; meist lassen sich bestimmte Momente und Situationen, die einfach rundherum passen, nicht wiederholen.
Die Lust auf Kambodscha ist jetzt geweckt…
Liebe Grüße
Kasia / windrose.rocks
Liebe Kasia! Es freut uns sehr, dass du unseren Blog gefunden hast 🙂 Das Phum Baitang ist eine Klasse für sich und absolut empfehlenswert. Chanra Chhoy haben wir gleich am ersten Tag ins Herz geschlossen … best Tuk-Tuk-Driver in town! Wir wünschen dir viel Inspiration beim Auffinden von neuen Reisezielen.
Übrigens: in den nächsten Tagen erscheinen noch Teil 2 unsere Kambodscha-Geschichten (Landpartie mit der Motorrikscha) und ein sehr kritischer Artikel zum Thema Exotisierung. Wir schreiben uns bei Dreaming Balu auf die Fahnen, auch mal einen Blick hinter die Kulissen der Tourismusbranche zu werfen. Vielleicht findest du Zeit, die beiden Beiträge zu lesen. Liebe Grüße aus dem verschneiten Mühlviertel! Marlies
Sehr schöner Bericht! Und perfekt abgerundet mit tollen Bildern. Da ich nächstes Jahr Richtung Kambodscha starte, freue ich mich immer wieder über solche Artikel wie euren. Vielen Dank dafür 🙂
Liebe Grüße
Magdalena
Liebe Magdalena, herzlich willkommen auf unserem Blog. Danke dir für deine Rückmeldung.
Wenn du noch Infos brauchst, die du nicht auf unserem Blog findest, schreib uns doch einfach.
Liebe Grüße und viel Erfolg beim Planen. 🙂
Marlies