Auf Kauai ist es nicht unbedingt erforderlich ein hippig-buntes Hawaii-Hemd zu tragen, um sich am Strand in Szene zu setzen. Ein Surfboard tut es auch. Vorausgesetzt, man kann damit umgehen. Wer sich lediglich eine Auszeit von lästigen Alltagspflichten gönnen möchte und auf Selbstinszenierung keinen Wert legt, dem bietet die viertgrößte und älteste Insel des Archipels ein abwechslungsreiches Freizeitangebot inmitten einer spektakulären Landschaft.
Inhaltsverzeichnis
Hanalei Bay
Die Bucht von Hanalei ist eine der größten auf der Nordinsel. Ein malerisch gelegener Sandstrand mit grandioser Bergkulisse lädt zum Spazieren ein. Besser gesagt, ob dessen Länge eher zum Wandern. Wir starten beim Peer, wo die Bootsausflüge zur Napali Coast ablegen, vorbei an den Gärten gepflegter Strandbungalows bis zum Waioli Beach Park am anderen Ende. Hier befindet sich auch einer der besten Plätze, den Einheimischen beim Surfen zuzusehen.
Beach / Surfen
Dabei kommen wir auf den Geschmack. Mit dem Brett auf der Welle zu reiten sieht so spielend einfach aus. Im Verleih hat man uns versichert, es wäre auch so. Man muss nur fleißig üben. Nach zwei bis drei Wochen wäre eine längere Fahrt auf dem Weißwasser durchaus schaffbar. Nun, so lange haben wir leider nicht Zeit, daher probieren wir etwas anderes aus: Boogie Boarden. Im Gegensatz zum Surfen muss man hier nicht lernen, am Board zu stehen. Mit einem kurzen Schaumstoffbrett unter dem Oberkörper versuchen wir liegend auf den Schaumkronen der Wellen strandwärts zu reiten.
Die Kunst dabei ist, den Peak der Welle, also den richtigen Augenblick, bevor die Welle bricht, zu erwischen. Sind wir zu früh dran, ist es nur ein kurzes Vergnügen, sind wir zu spät dran, fühlen wir uns wie in einer ‚Waschtrommel‘. Wie der Name vermuten lässt, sind wir dann ordentlich durchgewaschen, haben den Sand in jeder Körperritze und Salzwasser in Mund und Nase. Ungeachtet dessen macht es einen Riesenspaß und lässt uns die Naturgewalten des Meeres eindrucksvoll spüren.
Großes Kino
Marlies liebt das filmische Familienmelodrama „The Descendants“ aus 2011 mit George Clooney, das auf Hawaii spielt. Wesentliche Szenen wurden in der Hanalei Bucht gedreht. Als Einstimmung auf den Urlaub haben wir uns den Film gleich mehrmals angesehen und dann natürlich die Originalschauplätze besucht.
Im Herzen von Hanalei findet man die Tahiti Nui Bar, ein auf den ersten Blick schmuddeliger Musikkeller im Bambushütten-Format. Jeden Abend spielt hawaiianische Live-Musik zu Drinks und feinem Essen bei guter Stimmung. Für uns eine der coolsten Locations auf Kauai … und das nicht nur, weil wir am selben Tisch sitzen wie Mr. Clooney im Film.
TIPP: Soundtrack zu „The Descendants“ auf: spotify | apple music
Napali Coast
Neben der Road to Hana auf Maui zählt wohl die Bootstour entlang der Napali Coast zu den unumstrittensten Höhepunkten unserer Hawaiireise. Wetterbedingt müssen wir einige Tage auf den richtigen Zeitpunkt warten. Dafür starten wir bei idealen Bedingungen für diese Jahreszeit. Nicht zu heiß, kein Regen und eine gemäßigte Brandung, die uns ein Einfahren in die unzähligen Caves ermöglicht.
Während unser Speedboat die schäumenden Wellen bezwingt, fühlen wir uns beim Anblick des Küstenstreifens in erdgeschichtliche Urzeiten zurückversetzt. Unweigerlich erscheinen Szenen aus Steven Spielbergs ‚Jurassic Park‘ vor unserem geistigen Auge. Große Schatten vorbeiziehender Wolken tauchen das zerklüftete Vulkangestein in mystisches Licht, die Gischt tosender Wasserfälle durchbricht das üppige Urwaldgrün, schmale Streifen feinen Sandstrandes säumen den Fuß der steil abfallenden Felswände. An den unglaublichen Dimensionen der Höhlen kann man die immense Kraft der Wellen erahnen, die in den Wintermonaten hier auftreffen.
Am Rückweg legen wir einen kurzen Stop zum Schnorcheln am Riff in der Tunnels Bay ein. Unser Skipper ankert in unmittelbarere Nähe zum Anwesen von Julia Roberts. Eine Wasserschildkröte versüßt uns den Nachmittag. Das Riff selbst ist ausgebleicht und von nur wenigen Meerestieren bewohnt. Möglicherweise auch der starken Brandung geschuldet.
Innehalten in Stille
Yoga im Metamorphose Studio
In vielen Ortschaften im Norden Kauais lassen sich mitten in den Wohngebieten kleine, meist unscheinbare Einkaufszentren mit eigentümergeführten Läden, einer Greißlerei oder Bäckerei, netten Bars und kreativen Restaurants entdecken. Keinesfalls fehlen darf ein Neighborhood-Center, in dem sich die Nachbarschaft trifft. Als Tourist fährt man leichtfertig daran vorbei, obwohl sich ein Besuch oftmals lohnen würde.
Durch Zufall entdecken wir im „Kilanea Market Place“ das Metamorphose Yoga Studio und entscheiden uns spontan dazu, bei einer Stunde mitzumachen. Passend zum alten Steingemäuer ist das Studio geschmackvoll und qualitativ hochwertig eingerichtet. Überall duftet es herrlich frisch. Wir haben selten so ein harmonisches Studio gesehen. Es trägt die Handschrift der Besitzerin Carolyn Dumeyer, die auch unsere Einheit unterrichtet. Nach einem intensiven Anschwingen der Klangschale, singt unsere Lehrerin Mantren mit wundervoller Stimme. Die Asanas sind gut abgestimmt und für alle Levels geeignet. Bei der Endentspannung bekommt jeder noch eine kurze Massage und einen guten Gedanken für den Tag mit auf den Weg. Danke, dass wir eine Stunde lang Teil der Kilanea Yogacommunity sein durften.
Metamorphose Yoga Studio, Kilanea
Trilogy Cafe & Hunter Gatherer
Nach der Yogastunde schauen wir auf einen Abstecher im Tortenstücke-Eldorado Cafe Trilogy vorbei. Dort warten vegane Verführungen und elegante Barista-Kaffees in der heimeligen Atmosphäre des Backstein-Village. Der Weiße-Schokoladen-Rosen-Pistazien-Kuchen schmeckt unverschämt gut. Der Genuss ist fast ein wenig dekadent, so wie die Preise auch. Die angebotenen Mehlspeisen von Ramaya’s Raw heißen nicht umsonst „decadent desserts“.
Ausgefallene Kleinigkeiten, die unsere Sinne beflügeln und alternative Mode finden wir gleich nebenan im Galerie- und Lifestyle Store ‚Hunter Gatherer‘. Die Geschäfte des Einkaufszentrums sind gut vernetzt. Als Kunde wird man regelrecht von einem zum anderen gereicht.
The Lighthouse Bistro
„Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor auf Kauai, weit abgeschlagen dann die Landwirtschaft mit einigen Exporten nach Japan und Festland USA“, erzählt uns der einheimische Sitznachbar an der Bar. Während wir interessiert seinen Ausführungen folgen, sehen wir der versierten Bardame beim Mixen der Happy-Hour Cocktails zu. Zum frisch gezapften Maui Coconut Porta Bier gönnen wir uns zarte Lamm-Ripperl mit Pesto-Topping, ein indisch angehauchtes Chicken-Tikka-Masala und Backfisch mit pikantem Krautsalat.
Shaved Ice – Spezialität
Alle sind ganz verrückt danach. Warum das so ist, erschließt sich uns nach dem ersten und zugegeben auch einzigen Probieren nicht wirklich. Man bekommt einen großen Klumpen Eis aus feinen Kristall-Strukturen serviert, der mit pick-süßem Sirup aufgepeppt wird. Wir testen „plain & simple“ mit Grape, Lime & Cherry. Unsere Erkenntnis danach: die Hawaiianer dürften offensichtlich noch keine Bekanntschaft mit feinem, italienischen Fruchtsorbet gemacht haben.
Weimea Canyon Drive
Ein unbeschreibliches Hochgefühl stellt sich für begeisterte Kurvenfahrer bei beginnender Dämmerung ein. Dann ist die Straße touristenleer. Einem entspannten Cruisen bei chilliger Musik aus dem Autoradio und weichem Abendlicht steht nichts im Wege. Unterbrochen wird der Genuss nur von gelegentlichen Fotostops bei einem der unzähligen Aussichtspunkte. Natürlich lohnen diese auch am Tag für einen Halt, wie beispielsweise bei Meile 10, 11 und 13.
Das Wetter ist äußerst unbeständig und kann binnen weniger Minuten von Himmelblau auf dichtestes Nebelgrau umschlagen, nur um wenig später die zur Küste führenden Täler bei strahlendem Sonnenschein in allen möglichen Grünschattierungen leuchten zu lassen.
Awa’awapui Trail
Die Napali Coast kann man auch vom Land aus erwandern. Viele Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade führen in die beiden Nationalparks Weimea und Koke’e State Park. Die Ausgangspunkte dafür befinden sich entlang dem Weimea Canyon Drive #550.
Der Awa’awapui Trail führt ganz nahe an die Klippen heran, die wir nach rund einer Stunde Gehzeit erreichen. Es geht bergab durch einen wohltuend kühlen Wald. Ebenholzbäume (Lama Trees) mit den typisch bizarren Wuchsformen und einem interessanten Farbenspiel des Blätterdaches säumen den Pfad. Erst ganz am Ende offenbart sich die Belohnung: eine grandiose Aussicht auf den Pazifischen Ozean und die spektakuläre Küste. Sie scheint fast unwirklich wie eine Studiokulisse eines Science-Fiction-Films. Doch diese imposante Landschaft gibt es wirklich. Nicht umsonst hat dieser Platz die besten Bewertungen in den Reiseforen.
Wer wie wir den Sonnenuntergang genießen möchte, muss jedoch rechtzeitig den zweistündigen Rückweg antreten, denn es wird rasch dunkel. Der Weg zurück ist mit seinen stetig bergauf führenden 3,25 Meilen der anstrengendste Teil des Ausfluges. Beim nächsten Mal sollten genügend Wasser und eine Jause Platz in unserem Rucksack finden.
Kuilau Trail
Der Einstieg zu einem lohnenden Urwald-Trail im Landesinneren ist eher unscheinbar an der Kuamo’o Road (#580) gelegen. Nach ca. sechs Meilen unmittelbar vor einer One-Lane-Bridge befindet sich ein kleiner Parkplatz und der Eingang. Eine Forststraße führt vorbei an Riesenfarnen und Tropengewächsen bis auf den Bergrücken. Von dort haben wir einen herrlichen Ausblick auf eine üppig bewaldete Hügellandschaft. Das Wandern in den Wäldern Hawaiis ist sehr angenehm, da das verdunstende Wasser der Bäume die Umgebung abkühlt.
Nach Regenmenge gemessen zählt das Gebiet um den Mount Waiʻaleʻale zu den ‚Wettest Places on Earth‘ und nimmt im Ranking Platz acht ein. Auf Kauai haben die Menschen eine ganz besondere Beziehung zu Regen. Sie unterscheiden mehr als zweihundert Arten wie man nass werden kann und haben für jede eine eigene Bezeichnung. Wir haben selbst erlebt, dass sich ein zarter Sprühnebel innerhalb weniger Augenblicke in einen heftigen Regenschauer verwandeln kann. Den einen empfindet man auf der Haut angenehm erfrischend und streichelweich, beim anderen ist man binnen Sekunden nass bis auf die Unterhose.
Geheimtipp: Palmwood Guesthouse
Naja, so geheim kann unser Übernachtungs-Tipp auch nicht sein, denn man muss bereits mehrere Monate im Vorhinein buchen, um eines der vier begehrten Zimmer im malerisch gelegenen Einfamilienhaus zu ergattern. Schon die Anreise auf der kurvigen Ko’olau Road vorbei an prachtvollen Gärten privater Anwesen weckt Erinnerungen an so manchen Hollywoodstreifen.
Als Gast spürst du die Leidenschaft und die Detailverliebtheit der Eigentümer, die sich auf Kauai ihren lang gehegten Traum einer privaten Gästeunterkunft verwirklicht haben. Der Öko- und Biogedanken wurde bis zur letzten Kleinigkeit durchdacht. Bettwäsche und Handtücher sind aus hautschmeichelndem Bambus-Leinen. In den Zimmern gibt es eine Auswahl aus harten und weichen Pölstern. Sogar an eine farbwechselnde Duftlampe wurde gedacht. Jedes Möbelstück ist individuell aus unbehandeltem Echtholz gefertigt, natürlich plastikfrei. Selbstversorger können im Barbeque-Area die voll ausgestattete Outdoor-Küche samt Gasgrill nutzen.
Den Abend verbringen wir alleine am Pool mit Blick über die benachbarten Küstenwälder und die umliegenden Farmen. In den Loungemöbeln lümmelnd verspeisen wir die mitgebrachte Jause, die wir beim Vorbeifahren im Healthy Hut Market, einem überraschend gut sortierten Bio-Lebensmittelladen in Kilanea gekauft haben. Ganz nebenbei versinkt die Sonne in glühendem Orange am Horizont. Der gepflegte Garten mit einer großen Hängematte verwandelt sich nach Sonnenuntergang in einen märchenhaften Glühwürmchenpark aus LED.
Frühstücken wie im 7. Himmel. Die alte Garage wurde passend zum übrigen Haus mit einer Extraportion guten Geschmack zu einem Frühstücksraum umfunktioniert. Die Morgensonne lacht herein und wir genießen Eddi’s frisch zubereitete und teils vegane Frühstückskreationen. Wer sich die Fotos im Slider ansieht ist selber Schuld.
- Shrimps von der Nordküste, Taccos und leicht scharfe Bohnen-Chilli-Tomatensauce
- Saftiger Kuchen mit Matcha, Mohn und frischer Passionsfrucht
- Zimtschnecken mit Orangen, Avocado und gelben Tomaten aus dem eigenen Garten
- Apple Crumble mit Acai-Beeren und einem Früchtepotpourri
Das Anwesen ist total ruhig gelegen. Das einzige was zu hören ist, ist der Weckruf durch die Hähne der Nachbarn, die erfreulicherweise ‚hawaiian style‘ etwas später aufstehen. Unsere Zimmerempfehlung: unbedingt den West-Room buchen, der gefällt uns von der Lage am besten.
Strände im Norden und Osten
An der Ko’olau Road liegen nicht nur das Palmwood Guesthouse, sondern auch zwei der schönsten Strände der nördlichen Inselseite.
Secret Beach
Einen Tag am Strand vertrödeln. Es ist ein wenig bewölkt. Leicht feuchte Luft weht vom Meer und lässt die Hitze des Tages leichter ertragen. Nur wenige Leute sind unterwegs, wahrscheinlich weil der Weg hierher nicht angeschrieben ist. Secret Beach ist ein langer Sandstrand mit mehreren Buchten, die durch Lavafelsen abgeteilt sind. So entstehen fast private Badebereiche. Es gibt ausreichend Schatten zum gemütlichen Sitzen. Wir verbringen die Zeit mit einem ausgedehnten Spaziergang, mit ein wenig Dahindösen und dem Zusehen, wie die Gischt mit der Wellenbrandung spielt. Hin und wieder versucht einer der wenigen Surfer eine hohe Welle zu erwischen, was nicht allzu oft gelingt. Zur Erfrischung gönnen wir uns einen Papya-Juice mit Kokoswasser, den ein Farmer am Parkplatz direkt von der Ladefläche seines Trucks aus verkauft.
Larsen’s Beach
Die viertelstündige Wanderung auf einem schmalen Pfad durch hüfthohes Gras und Buschwerk wird mit einem idyllischen Plätzchen belohnt. Ideal, um die Abendsonne zu genießen. Wir fühlen uns ein wenig wie Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel. Vereinzelt trifft man Nacktbader, die die Abgeschiedenheit für hüllenlosen Sonnengenuss nutzen. Am unteren Ende des Strandes entdecken wir eine Baumschaukel, die Marlies gleich übermütig in Beschlag nimmt. Das warme Abendlicht bietet ein fast kitschiges Postkartenszenario.
Schwimmen ist aufgrund der starken Unterströmungen kaum möglich. Dafür macht Baden in Ufernähe zwischen den schwarzen Lavasteinen großen Spaß. Larsen’s Beach liegt recht günstig am Weg von unseren Tagesausflügen zurück in die Unterkunft. Daher kommen wir öfter hierher.
Einkehren
Hanapepe Night Market
In dem sonst verschlafenen Dörfchen wird Freitag abends von 18 bis 21 Uhr mobil gemacht und ein Straßenfest veranstaltet. Lokale Künstler stellen aus, es gibt unterschiedlichstes Verpflegungsangebot von Asiatisch bis BBQ und Laiengruppen unterhalten musikalisch. Wer Straßenfeste ohne Remmidemmi mag, sollte vorbeischauen. Obwohl sehr viel Werbung gemacht wird, bleiben erfreulicherweise touristische Kommerz-Touren fern. Eine beachtliche Auswahl an schmackhaften Brotsorten, Croissants und Zimtschnecken finden Backwarenliebhaber übrigens im Cafe Midnight Bear Breads.
Japanese Grandma’s
Auf Empfehlung von Eddi, unserer Vermieterin, genießen wir unser Dinner in diesem netten, kleinen Lokal am Dorfplatz von Hanapepe. Eingerichtet mit kleinen Tischen und bunt-floralen Stoffbezügen. Nebenan werden Shabby-Chique-Kleidung und Bilder verkauft. Serviert wird japanische Hausmannskost wie bei Großmutter in kleinen Magenkitzler-Portionen.
Food Trucks
Hawaii ist berühmt für seine Food-Trucks, also mobile Küchen in umgebauten Kleinlastern oder Anhängern. Manche dieser schrill-bunten Vehikel haben bereits Kultstatus errungen. Die Qualität und der Preis schwanken zwischen Würstelbudenniveau und Gourmettempel. Liebhaber von Shrimps und Taccos kommen dabei voll auf ihre Rechnung. Als schnelle Verpflegung für den Hunger zwischendurch oder für ein Picknick am Strand nutzen wir diese Versorgungsstellen gerne. Richtig Essen gehen wir dann doch lieber in Restaurants.
Jedenfalls probieren sollte man das ‚Huli Huli Chicken‘, ein Grillhendl mit Anleihen am japanischen Teriyaki. Josef liebt die geschmackliche Harmonie der fülligen Süße von karamellisierten Ananas und die Grillaromen des in Sojasauce eingelegten Hühnerfleisches. Gäbe es dann noch Hibiscus-Eistee mit Ingwer und Honig dazu, wäre das kulinarische Glück perfekt.
Strände im Süden und Westen
An manchen Strandabschnitten findet man Schilder mit einer Stricherl-Liste, die die Ertrunkenen symbolisiert und dem Hinweis, selbst nicht Teil dieser traurigen Statistik zu werden. Wirkt besser als jedes Verbotsschild, zumindest bei uns. Die Kraft der Brandung und die unsichtbaren ufernahen Strömungen darf man nicht unterschätzen.
Po’ipu Beach & Park
In Amerika erfreut sich organisierter Ferientausch größter Beliebtheit. Der Ort Po’ipu scheint Kauais Zentrum von „American Relaxing Vacations“ zu sein. Timeshare-Apartments in großzügig angelegten Ferienclubs reihen sich dicht aneinander. Wir spazieren den Strand entlang und genießen trotz einer hohen Anzahl von Badegästen die chillige Atmosphäre. In den angrenzenden Strandbars schlürfen grau melierte Sonnenbrillenträger ihren eisgekühlten Mai Tai. Der wird mit Strohalm und ganz ohne musikalischer Zwangsbeschallung serviert.
Im öffentlichen Park am Ende des Strandes steigt eine Geburtstagsparty mit vielen gut gelaunten Gästen und ebenso vielen bunten Luftballons. Der verlockende Grillduft weht zu den sonnenbadenden Seerobben hinüber. In fotogenen Stelzenhütten achten Lifeguards auf Warnschilder ignorierende Badebegeisterte. Sonnencreme sprühende Girls liegen neben Brotkrümel suchenden Hühner im kurzgemähten Gras. Die idyllische Szenerie lädt uns zum Verweilen ein.
Shipwreck Beach
Angesichts der spektakulären Surfer-Wellen sollten Anfänger hier lieber die Füße im Trockenen lassen. Zumindest rät dies unser Reiseführer. Die eine Hälfte des langen Strandes ist mit Hotel-Bausünden und den dazugehörenden Poollandschaften eingesäumt. Die andere Hälfte präsentiert sich idyllisch mit Pinien-Baumschatten, Lagerfeuerplätzen und einem großen Felsen, von dem junge Burschen aus schwindelerregender Höhe in die Brandung springen. Was gefährlich aussieht und wahrscheinlich auch ist. Gemütlicher ist es, einfach nur da zu sitzen und die Gewalt der Wellen auf sich wirken zu lassen. Gegen aufkommenden Hunger empfehlen wir, sich eine Neapolitan Style Pizza von Pietro’s mitzunehmen.
Polehale Beach
Unser Favorit zum Schluss: Polehale Beach ist ein echter Traumstrand! Mit 17 Meilen ist er der längste auf Hawaii. Malerisch gelegen schließt er direkt an die Berge der Nepali Coast an. Mit einem normalstraßentauglichen Auto ist die Anreise nur bei trockenem Wetter möglich. Die letzten fünf Meilen fährt man auf unbefestigter, Schlagloch übersäter, teils mit Sand bedeckter Straße. Wir haben mit dem Wetter Glück, denn bei Regen wäre hier ohne einem SUV kein weiterkommen. Die Einheimischen fahren mit ihren mächtig motorisierten 4WD-Trucks bis zu ihrem Liegeplatz am Strand. Sonntag Nachmittag ist ‚family time‘ mit Picknick und lauter Musik. Weekend Hangout für Locals sozusagen. Touristen wie wir sind rar. Faszinierend ist das mitgebrachte Deluxe-Camping-Equipment, vom Thommy-Bahama-Liegestuhl über Zelte bis zum Profigrill für das Huli-Huli-Chicken. Wenn die Wellen passen, ist es bestimmt ein schöner Platz zum Baden …
Ko’a Kea Hotel
Kauai lässt sich am Landweg nicht umrunden, ebenso wenig ist eine Durchquerung der Insel möglich. Daher ist es ratsam, sich sowohl in North Shore als auch in South Shore eine Bleibe als Ausgangspunkt für Erkundungstouren zu suchen. Im Süden fiel unsere Wahl auf das Hotel Ko’a Kea, wo wir erstmalig auf unserer Hawaiireise mit einem Lei, der typischen Blütenkette, begrüßt wurden. Aloha! Ein gewichtiger Vorteil des Hotels ist auch seine Nähe zum Frühstückslokal Little Fish Coffee. Nur das wussten wir zuvor nicht.
Das Hotel besitzt eine großzügige Gartenanlage mit direktem Standzugang. Der Po’ipu Beach schließt unmittelbar an, was ausgedehnte Spaziergänge geradezu herausfordert. Die licht- und luftdurchflutete Lobby lädt bei selbstgemachter Limonade zum Verweilen ein. Gerne versinken wir in einem der bequemen, weißen Sofas und schmökern in den großformatigen Bildbänden über die Naturschönheiten Kauais. Morgens erwachen wir mit Yoga am Pool und lassen ebendort am Abend ereignisreiche Tage mit dem Sonnenuntergang ausklingen.
Little Fish Coffee
In der kleinen Holzhütte direkt an der Po’ipu Road gibt es supergutes Frühstück. Um an die Beagels, Bowles, Smoothies und Salate zu kommen, muss man vormittags jedoch ein längeres Anstellen in Kauf nehmen. Oder – was wir relativ spät checken – moderne Kommunikationstechnik nutzen und sein Frühstück im Internet bestellen, um es dann an der ‚Fast Lane‘-Ausgabe abzuholen. Alles ist hier frisch und von bester Qualität. Falls man einen der begehrten Plätze an der Veranda-Bar ergattert, kann man gleich vor Ort schlemmen. Josefs Lieblingsmenü: Turkey Bagel, Green Bowl und einen Tree Hugger Smoothie dazu … was für ein perfekter Start in einen entspannten Tag am Strand.
Resumee
Der Norden ist ruhiger und einsamer, vom Klima her weit erträglicher. Der Süden ist sonniger, mit deutlich weniger Regen, dafür mit mehr Touristen und einem ausgeprägten American-Way-Of-Life. Das merkt man alleine bei den Einkaufszentren. Im Süden sind es rein kommerzielle Einrichtungen mit allen erdenklichen Markenshops und teuren Restaurants. Sie stehen im krassen Gegensatz zu den Shopping Villages im Norden, wo sich die Gemeinde trifft und lokale Unternehmen ihre Waren und Dienstleistungen anbieten. Beiden Regionen gemeinsam ist die Eile beim Essen, was zur sonstigen Gemütlichkeit nicht passen will. Sitzenbleiben und geniessen geht nur selten. Am liebsten ‚To-Go‘, damit man in Bewegung bleibt … was nicht gleichzeitig heißt, dass man sich ‚im Flow‘ befindet.
„Malu Hia“ bedeutet so viel wie: mit dem Leben fließen. Ein Urlaub auf Kauai ist eine gute Gelegenheit, sich selbst auf freudvolle Weise zu entdecken und seine Lebensenergie fernab von Alltagspflichten wieder ins Fließen zu bringen. Eine imposante Naturlandschaft sowie die Liebe zum Land und die heitere Gelassenheit der Einheimischen tragen das Ihre zum Gelingen bei.
TIPP: Zur Vorbereitung auf den Inseltrip können wir den Reiseführer von Lonely Planet empfehlen: Kaua’i, 3. Auflage, ISBN: 978-1-78657-706-1
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Autor: Josef
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