Maui ist eine Insel der Extreme. Wie eine Grenzlinie zieht sich der landschaftliche Gegensatz von extrem trocken zu üppig bewachsen durch das Eiland. Maui ist vulkanisch geprägt. Daher ist Lava allgegenwärtig und gleichzeitig das größte Sightseeing-Potential. Vielerorts bedarf es keiner besonderen Fantasieanstrengung, um sich selbst bei einem Mondspaziergang vorzustellen. Maui ist rauh und das spürt man ein wenig auch bei den Menschen. Im Vergleich dazu scheint Kauai locker-lässig und Oahu aloha-süss zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Yogaholiday im Lumeria
Den letzten Teil unserer Reise wollen wir eigentlich ruhig angehen. Dazu buchen wir uns im Yoga Resort Lumeria ein. Die abgeschiedene Lage, täglich mehrere Yogastunden am vielseitigen Stundenplan und ein großzügiger Garten zum Entspannen versprechen Erholung pur. Soweit der Plan. Letztendlich nutzen wir das Yoga-Angebot und sind dennoch täglich unterwegs. Das Überangebot an Attraktionen bereitet ein unbehagliches Gefühl, etwa zu versäumen.
Das Hotel ist eine ehemalige Wohnanlage für pensionierte Plantagenarbeiter. Die wunderschönen Holzhäuser mit verbindender Veranda wurden 1909 errichtet und 2012 aufwendig renoviert. Leider werden die schlummernden Potentiale der Anlage nicht genutzt. Wir vermissen ein wenig die gute Seele des Hauses und damit ein Stück herzliche Gastlichkeit.
Etwas Neues kennenlernen, sich auf Unbekanntes einlassen … darum geht es doch auch im Urlaub. Unterschiedliche Yogastile, verschiedene Lehrer*innen und Unterrichtsqualitäten prägen die Yogaklassen. Erstaunlicherweise sind nur wenige Hotelgäste in den Stunden, die meisten sind auf Durchreise. Richtig schade, denn das Lumeria ist ein idealer Rückzugsort für Stressgeplagte, eine Oase im touristisch-hektischen Maui. Neben Yoga werden auch regenerierende Körper-Geist-und-Seele-Anwendungen angeboten. Manchmal kommen Schüler*innen aus der Umgebung, was eine willkommene Gelegenheit für ein Tratscherl mit Einheimischen bietet.
Marlies gönnt sich eine Massage und ich sitze auf der Veranda, trinke eine Tasse Filterkaffee, genieße die Ruhe und sehe den Gärtnern zu. Hast Du gewusst, dass es sieben heimische Arten von Hibiscus-Sträuchern gibt? Der Gelbe ist die hawaiianische Nationalblume – Zeichen der Könige und Symbol für Macht, Respekt und für zarte Schönheit. Daher tragen wohl Frauen die Blüte im Haar.
Road to Hana
Paia
Ausgangspunkt ist das nette Village Paia am Meer. Das quirlige Touristendorf ist eher etwas für ein junges & hippes Publikum. Mit seinen kleinen bunten Häusern, einer netter Atmosphäre, viel Mode, Galerien, Restaurants und Bars lädt es zum Bummeln ohne Konsumrausch ein. Ideal, um einen Ausflug gemütlich enden zu lassen. Sehenswert sind der Fish Market und der Hali’imaile General Store. Wir empfehlen euch, unbedingt auch bei Mana Foods Grocer reinschauen. Die haben dort ein umwerfendes Sortiment an biologischen und lokalen Feinkostprodukten.
Wir haben nicht nachgezählt, aber es könnte schon stimmen, dass die Straße nach Hana 84 km lang ist und 620 Kurven sowie 59 Brücken hat. Wieviele Wasserfälle darauf warten, fotografisch abgelichtet zu werden, steht nirgends zu lesen. Jedenfalls sind es sehr viele.
‚Der frühe Vogel fängt den Wurm‘, dieses Motto gilt auch für die Road to Hana. Gleich nach Sonnenaufgang lässt sich das beschwingte Gefühl am besten auskosten, wenn sich durch den tropischen Wald Kurve an Kurve schmiegt. Am späteren Vormittag reiht sich am selben Straßenstück Auto an Auto und die raren Parkplätze bei den Wasserfällen sind überfüllt.
Road-Stops
Mit etwas Glück hat man die Three Bears Falls (Meile 19,5) – so wie wir – für ein paar Augenblicke für sich alleine. Der Zugang ist nicht ganz einfach zu finden. Der Weg unter die Brücke ist steinig und rutschig, was so manchen Besucher gleich wieder weiterfahren lässt. Für uns sind es die eindrucksvollsten Wasserfälle des Ausfluges. Die Badesachen sollte man nicht vergessen, denn es wäre schade, das Schwimmen im erfrischenden Pool zu versäumen.
Leichter zu finden und zu erreichen sind da schon die Kaskadenwasserfälle im Pua’aka’a State Wayside Park (Meile 22,5). Beim Eingang finden wir eine saubere Toilette und am oberen Ende einen schönen Pool. Etwas überlaufen, aber trotzdem einen Rundgang wert.
Für ein spätes Frühstück machen wir halt im Hana Harvest Cafe (Meile 26,5), einem nette Pausenplatzerl mit verschiedenen Foodtrucks und schattigen Sitzgelegenheiten. Das ‚localy grown menue‘ kommt, wie schon der Name vermuten lässt, aus der Nachbarschaft. Es gibt Pizzas aus dem Holzofen, hausgemachten Kokos-Ananas-Kuchen, fruchtige Smoothies und erstklassigen Espresso. Eines möchten wir entgegen der Meinung einiger Blogs und Reiseführer klarstellen: man muss sich auf der Road to Hana keine Jause mitnehmen. Am Weg gibt es ausreichend viele kleine Restaurants, Essstände mit lokalen Spezialitäten, Obst und Eis … und sogar eine Tankstelle … und Toiletten.
Hana
Das Städtchen Hana wäre es durchaus wert, dort ein oder zwei Nächte zu verbringen, beispielsweise im Hotel Traversaa Hana. Dann könnte man die Gegend und die Strände außerhalb des Massenansturms erkunden. Der Koki Beach (Mile 51) mit seinem schwarzen Sandstrand ist bei Schönwetter ein Geheimtipp zum Baden und Boogie Boarden, ebenso der weißsandige Hamoa Beach (Meile 49), bei dem durchaus Südseefeeling aufkommt.
Pipiwai Trail
Das typische Klopfen der Bambusstangen, wenn der Wind sie aneinander schlägt, begleitet uns bei unserer Wanderung durch dichten Bambuswald. Ebenso dicht war zu Beginn des Weges der Besucherstrom, der aber mit fortschreitender Distanz versiegt. Belohnt werden wir durch den eindrucksvollen, 122 m hohen Waimoku Wasserfall und eine menschenleere Stille am Rückweg kurz vor Sonnenuntergang.
Bei der Rückfahrt haben wir einige Meilen des schönsten Stück der legendären Straße bei goldgelbem Abendlicht ganz für uns alleine. Keine Autos vor uns und kaum nennenswerter Gegenverkehr. Leider gibt es davon keine Fotos … man muss schließlich Prioritäten setzen. Zur Krönung gönnen wir uns ein erfrischendes, cremig-veganes Lemongrass-Ginger-Eis bei Coconut Glen’s Ice Creme Foodtruck.
Haleakala: Spaziergang am Vulkan
Wir meiden die Menschenmassen zu Sonnenaufgang und starten unser Vulkanabenteuer am späten Vormittag. Schon bei der Anfahrt zum Visitor Center auf über 3.000 m ergeben sich spektakuläre Aussichten auf Maui. Bei angenehmen 20 Grad und einer frischen Brise führt uns der Keonehe’ehe’e Trail in das Wilderness Area des Vulkankraters. Eine mondähnliche Szenerie aus Gleitsand und Steinen in allen erdenklichen Schattierungen von hellgrau über tiefschwarz bis okka und rostbraun bietet die Bühne für das sich rasch ändernde Spiel der Wolkenformationen. Dazu das helle Blau des Himmels, das nahtlos am Horizont in das Dunkelblau des Meeres überfließt. Vereinzelt leuchten die weißlich-grauen Blätter der Silversword-Pflanzen. Echt mystisch diese Weite und Stille.
Unsere Strandfavoriten
Baldwin Beach Park
Vor dem Städtchen Paia gelegen, entwickelt er sich zu unserem Lieblingsplatzerl für’s Sonnenuntergang schauen. Ganz offensichtlich verbringen auch die Einheimischen ihren Feierabend gerne am weitläufigen Strand mit seinen großzügigen Pinienschattenplätzen und dem tief-türkisen Wasser. Die Wellen passen gut für’s Schwimmen und eine leichte Brise vertriebt die Hitze, was einen längeren Spaziergang geradezu herausfordert.
Makena’s Beach & Malu’aka Beach
Ein unvergessliches Schnorchelerlebnis verdanken wir dem hartnäckigen Suchen von Marlies, denn der Makena’s Beach ist äußerst gut versteckt. Belohnt werden wir mit einem einigermaßen farbigen Riff und ausgedehntem Schwimmen mit einer Wasserschildkrötenfamilie. Gleich daneben schließt der Malu’aka Beach an, der für Schnorchler ebenfalls seine Reize hat.
Big Beach: Tommy Bahama Strandausflug
An unserem letzten Urlaubstag leihen wir uns die legendären landestypischen Tommy-Bahama-Beach-Chairs aus. Ein bis ins kleinste Detail ausgetüfteltes Klappsitzmöbel für den Sandstrandeinsatz. Tragbar wie ein Rucksack ist es ideal für längere Anmärsche zum Badeplatz. Darüber hinaus gibt’s genug Stauraum für Schwimmsachen und Jause. Genial! Wer sich so etwas ausdenkt? Wir testen diese Wunderdinger am Big Beach bei Makena.
Ein paar Badetuchlängen entfernt swingt eine Soundbox feinen Jazz in angenehmer Beschallungslautstärke herüber. Die örtliche Life-Guard-Jugend macht heute Übungsstunden am Strand. Sie retten Schwimmer bei hohen Wellen und respektabler Brandung um die Wette. Vom Foodtruck am Parkplatz bis zum Strand begleiten uns Taccos mit Mahi Mahi Fisch und frische Smoothies, eine hervorragende Unterlage für ein anschließendes Nickerchen im urgemütlichen Sitzgestell. Idealerweise haben wir uns zuvor ein schattiges Platzerl unter einem alten Baumbestand gesichert. Auf der einen Seite haben wir freie Sicht auf den Vulkan, auf der Anderen begrenzt ein steiler Lava-Küstenabschnitt den Strand. Echt chillig: die Location und der Tommy Bahama.
Wanderungen
Ohai Trail
Ein lohnender Tagesausflug ist die Umrundung des westlichen Inselteils auf dem Kahekili Hwy #340, weitab touristischer Massenziele. Vorausgesetzt man meidet das geschichtsträchtige Iao Needle und den dazugehörenden Nationalpark. Den schönsten Streckenabschnitt finden wir zwischen Waihe’e und Honokohau, wo sich eine kurvige, großteils einspurige Straße dem Meer entlang schlängelt.
Am Küstenabschnitt rund um den Ohai View Point lässt es sich herrlich entspannt in malerischer Landschaft wandern. Der Trail führt gut beschildert durch üppig grüne Bodendecker, die offensichtlich auf dem braun-grauen Lavagrund besonders gut gedeihen. Die Farbkombination aus den Blautönen des Pazifiks und des Himmels schmeichelt dem Auge. Das Brechen der Wellen an der Steilküste untermalt rhythmisch die Stille. Keine Menschen weit und breit, wie herrlich! Wir genießen die Magie des Ortes und das mitgebrachte Bananenbrot, das wir an einem Verkaufsstand am Weg erstanden haben.
Hoapili Trail in der La Perouse Bay
Das Wandern auf erstarrten Lavastein-Feldern an der Küste hat es uns angetan. Im Süden Mauis, am Ende des Kihei Road #31 werden wir in der La Perouse Bay wieder fündig. Den Vulkan immer im Blick führt ein schmaler Pfad zunächst durch einen alten Kiawe Baumbestand am Strand entlang, dann biegt er ins Landesinnere ab und setzt sich über ein schroffes Lavafeld fort. Ursprünglich war dieser Weg den Königen vorbehalten. Wenn man die Szenerie auf sich wirken lässt, weiß man auch warum.
Der Landstrich ist fast ohne Vegetation. So sind wir um jede Wolke am Himmel froh. Nach ungefähr 2 Meilen erreichen wir den Umkehrpunkt Kanaio Beach. Von dort gehts über den gleichen Weg zurück zum Auto. Angeblich soll es hier ideal zum Angeln sein. Der Gedanke alleine macht schon Appetit auf gegrillten Mahi Mahi Fisch mit Tamari Sojasauce und frischen Mangos.
Einkehrtipps
Cafe Des Amis in Paia
Übersetzt: das Cafe der Freunde. Das trifft es ziemlich genau. Bei unseren mehrfachen Besuchen freunden wir uns mit dem charmanten Cafe-Bistro, seinem jungen Team und vor allem der herrlich kreativ-geschmackvollen Küche an. Durch die große Auslage locken Thonet-Sessel an die alten, klobigen Holztische. Der cremeweiß feingliedrig holzvertäfelte Raum ist dufterfüllt mit zimtzuckrigen Crepes und indischem Curry. Die Reste von Letzterem kratzt das Pärchen am Fenstertisch gerade genüsslich aus der Keramikschüssel. Wir können stundenlang hier sitzen und das angenehm geschäftiges Treiben bei Loungemusik-Untermalung genießen. Die Stimmung ist gut, die Kellnerinnen äußerst freundlich und das Essen große Klasse.
Zum Bistro gehört ein kleines Eiscremegeschäft im Nebenhaus: Artisan Ice Creme. Hier genehmigen wir uns noch eine kleine Sünde, quasi als Wegzehrung zum Parkplatz. Sie haben nur wenige Sorten, dafür schmecken alle exzellent.
Flat Bread Pizza & Co
Im Zentrum von Lokal und Küche steht ein holzbefeuerter Ofen, in dem unablässig hauchdünne Pizzas ein- und ausgeschoben werden. Auf der Speisekarte dreht sich alles um supergutes Flatbread. Der Mix aus Pub und Kantine kreiert eine coole Atmosphäre, bei der Attribute wie awesome und amazing durchaus angebracht sind. Der Platz hat echtes Lieblingslokalpotential. Wir sagen’s eh immer: good food is good mood.
Resümee
Unser Aufenthalt im Rainbow State Hawaii geht nach 4 Wochen zu Ende. Während der Reise haben wir kaum Gelegenheit, das Erlebte zu verdauen. Da ist das Blog-Schreiben eine willkommene Möglichkeit, die Zeit auf Oahu, Kauai und Maui nachzuerleben und die gewonnenen Eindrücke aufzubereiten. Und wirklich: mit den Geschichten und Bildern kehrt die Erinnerung an die Leichtigkeit des Aloha-Lebensgefühls im Nu wieder zurück. Nun gilt es, dieses ein Stück weit in unseren Alltag zu integrieren.
TIPP: Zur Vorbereitung auf den Inseltrip können wir den Reiseführer von Lonely Planet empfehlen: Maui, 4. Auflage, ISBN: 978-1-78657-704-7
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Autor: Josef
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