Nichts auf der Welt kann eine beste Jugendfreundin ersetzen. Wenn Judith und Marlies sich treffen werden stundenlang Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit und alte Geschichten von legendären Teenie-Partys aufgewärmt. Als Außenstehender könnte man den Eindruck bekommen, die beiden hätten Rededurchfall. Im Jänner flattert doch glatt eine Einladung von der Allerliebsten zu einem gemeinsamen Skiwochenende in Graubünden ins Haus. Wir überlegen nicht lange, packen unsere Siebensachen, befreien die Skischuhe von ein paar Spinnweben und machen uns auf den Weg in die benachbarte Schweiz.
Inhaltsverzeichnis
Das Skigebiet
Als Österreicher braucht man schon einen guten Grund, um zu einem Wintersport-Emigranten zu werden. In der SkiArena Andermatt-Sedrun schnallen wir die Sportgeräte allerdings gerne auch einmal außerhalb der Heimat an. Denn abgesehen von sonnenexponierten Traumhängen im Bereich Andermatt warten auch fast menschenleeren Pisten am Gemsstock auf uns.
Die SkiArena zählt zu den größten Schigebieten der Zentralschweiz. Sie verbindet nicht nur die Orte Sedrun und Andermatt sondern auch die beiden Kantone Graubünden und Uri. Uns fällt auf, dass die 33 Liftanlagen und 180 Pistenkilometer breiter aufgefächert sind als in Österreich, was unser Freiheitsgefühl auf den zwei Brettln gleich potenziert. Dazu noch Kaiserwetter, ein beeindruckendes Bergpanorama und ein Schnee, der bei jedem Carving-Schwung so richtig staubt. Ja, genau so muss er sein, der perfekte Skitag.
Den optimalen Schi für dieses Wintersportvergnügen leihen wir uns bei Intersport Curschellas direkt an der Talstation Dieni. Wir waren begeistert vom flotten Service, der kompetenten Beratung und der große Ausrüstungsauswahl für jeden Fahrstil. Ruckzuck geht’s los. Der Andrang an Bewegungshungrigen ist überschaubar. Kein Anstellen am Parkplatz, an der Kassa oder beim Lift. Im Nu stellt sich bei uns Gänsehaut-Feeling auf den Pulverschneehängen ein.
Intersport Curschellas, Sedrun
Berggenuss
Für die gastronomischen Einrichtungen in der Skiarena gilt: genießen statt verpflegen. „Durch das kulinarische Angebot sollen die Schönheit der Region unterstrichen und die Wurzeln der Tradition gewürdigt werden“, so die Verantwortlichen von Mountain Food. Dabei folgt man den Grundsätzen: Schlichtheit, Authentizität und Gastfreundschaft. Wer Apres-Ski Rambazamba und zwangsverordnete Hüttengaudi sucht, wird (derzeit noch) enttäuscht. Dafür findet man niveauvolle Einkehrmöglichkeiten für jeden Geschmack.
+ mountainfood.ch
Mountain Food _ Gastronomie in der SkiArena Andermatt + Sedrun
Piz Calmont _ Das Berggasthaus am Oberalppass. Zwischen rot-weiß-karierten Vorhängen und Hirschgeweihen ist es in der Gaststube recht gemütlich sitzen. Beliebte Einkehr auch für Schneeschuhwanderer und Ausflugsgäste, die mit der Matterhorn Gotthard Bahn reisen.
Schneehüenerstock _ Erst vergangenes Jahr wurde der dazugehörende Berg mit einer Seilbahn erschlossen, zuvor war er den Tourenschigehern vorbehalten. Dementsprechend groß ist der Andrang im neuen Aussichtsrestaurant. Wir probieren einen mundwässernden Schatz der Schweizer Küche: Ghackets mit Hörnli. Dazu, wie es sich gehört, Öpfelmues. En Guete!
Pastakeller _ Das Restaurant bei der Gemsstock Mittelstation serviert, wie der Name schon erahnen lässt, klassisch italienische Nudelgerichte in vielfältigen Variationen. Für alle, die zwischen den Abfahrten bewährt, unkompliziert und dennoch fein essen wollen.
Das Bähnle
Abschwingen, Schi abschnallen und einsteigen. Nicht in die Gondel, sondern in den Zug, genauer gesagt in eine Garnitur der Matterhorn Gotthard Bahn. Die Schmalspurbahn verbindet Disentis mit Zermatt und überwindet dabei auf ihrem Weg mehrere hundert Höhenmeter.
Unseren anstrengenden Schitag beenden wir mit einem besonderen Erlebnis. Vom verträumten Andermatt aus fahren wir über den Oberalppass auf 2.033 m zurück nach Dieni. Bei Sonnenuntergangsstimmung windet sich der Zug durch die tief verschneite Winterlandschaft. Erfreulicherweise ist die Nutzung des Regionalzuges im Liftkartenpreis inkludiert. Das Zusteigen ist ganz einfach, da die Haltestellen direkt neben der Piste liegen. Auf der selben Strecke verkehrt auch der berühmte, in St. Moritz startende ‚Glacier Express‘. Mit seinen Panorama-Garnituren bietet er ein spektakuläres wie exklusives Bergerleben.
Wir lehnen uns im Bähnle gemütlich zurück und genießen voll Verzückung das Vorüberziehen der glitzernd weißen Berge. Ein magisches Bild, das wir nicht so schnell vergessen werden. Swissness vom Feinsten!
Gastfreundschaft in Selva
Bei der Anreise staunen wir nicht schlecht, als unser kürzlich erworbenes Navi das gesuchte Bergdorf Selva nicht orten kann. Wir erahnen schon, dass es sich um ein verschlafenes Örtchen in hochalpinem Gelände handeln muss. Und wahrlich, die Lage des bezaubernden Ferienhauses am Talschuss ist einzigartig, ringsherum nichts als friedvolle Stille und unberührter Schnee. Spätestens beim Blick aus dem Panoramafenster müssen wir uns eingestehen, dass wir viel zu lange mit einer Reise in die Schweiz gewartet haben.
Wenn jemand Gastfreundschaft in seinem Leben kultiviert hat, dann ist das Judith. Schon bei der Ankunft empfängt sie uns mit den Worten: „Fühlt euch wie zu Hause!“ Von früher wissen wir, dass diese Einladung von Herzen kommt und nicht nur das Überlassen eines Bettes für ein paar Nächte meint, sondern das ganze Rundum-Paket inklusive Bewirtung und Unterhaltung beinhaltet.
Dorfloipe Sedrun
Wir lieben die Leichtigkeit und Schwerelosigkeit beim Langlaufen. Der meditative Rhythmus der gleichmäßigen Bewegung hat etwas Beruhigendes und Ausgleichendes. Daher tauschen wir im Winterurlaub gerne einmal unsere schweren Carver gegen die ultraleichte Langlaufausrüstung. In Sedrun finden wir ein dichtes Loipennetz und entscheiden uns für die rund 15 km lange Dorfloipe. Lockere Gleitpassagen führen vorbei an entzückenden Schweizer Bauernhäusern und Holzscheunen. Zum sportlichen Genuss wird die Runde durch anspruchsvolle Anstiege und rasante Abfahrten. Die Loipengebühr in Höhe von 10 Franken ist im Vergleich zu den Alpinsportpreisen auch kaum der Rede wert.
Gaumenverzauberer
Spontan wird von den beiden weißbärtigen Männern am Nebentisch ein Ständchen in melodischem Rätoromansich angestimmt. Adressat ist die nette Kellnerin, die ihnen Gipfeli und Schümli serviert. Der Almhüttenflair der gemütlichen Kaffeestube und die lebensgroßen Portraits lachender Kühe an den Wänden wecken Kindheitserinnerungen. Wer denkt hier nicht an Heidi, dem Mädchen aus den Schweizer Bergen, an ihren Freund den Geißenpeter und an Almöhi, ihren eigenbrötlerischen Großvater. Verzaubert von der idyllischen Romanvorstellung genießen wir ein Stück Bündner Nusstörtli aus Marcel Schmids preisgekrönter Backstube.
Gourmetabend im Hotel Posta
Die Mitgliedschaft bei „Die Gilde“, der Fachvereinigung etablierter Schweizer Gastronomen, weckt unsere Neugier und lässt unbeschwerte Stunden voll Lebens- und Gaumenfreuden erwarten. Wir lassen uns von der gehobenen ländlichen Küche überraschen und probieren Köstlichkeiten aus der Region.
Bündner Sonntagssuppe _ sehr gehaltvoll, kräftig-würzig, mehr ein Hauptgang als eine appetitanregende Vorspeise. Mit Gerste, Bohnen, Rind- und Schweinefleisch, Amplis (kleine Haferknollen) und ganz wichtig: Churer Beinwurst. Ein wahres Festtagsessen, odr?
Capuns _ der in Mangoldblätter eingewickelte Spätzleteig ist ein Synonym für Bündnerische Kochkunst. Verfeinert wird der Teig mit luftgetrocknetem Speck, gekochtem Schinken, Landjäger, einer gehörigen Portion Krauseminze und natürlich einem rassigen Bergkäse. Die grünen Päckliwickel schwimmen am Teller in brauner Butter oder einer leichten Rahmsauce. Bestimmt nichts für die schlanke Linie, doch nach einem anstrengenden Schitag durchaus vertretbar. Wem jetzt das Wasser im Mund zusammen rinnt, hier das Rezept für’s zuhause Nachkochen: Capuns
Der lange Weg nach Hause
Liebe Judith, vielen Dank für die großzügige Einladung und die unvergesslichen gemeinsamen Tage. Ach ja, übrigens: wir haben etwas mitgehen lassen aus eurem Wohnzimmer … wir sagen nur „Long way home“ …
… der Song hat uns die Heimreise versüßt und wird uns noch lange an unsere Ferien in Selva erinnern.
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Autoren: Marlies und Josef
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